Heiligen-Geist-Stiftung

Heiligen-Geist-Stiftung

Die Heiligen-Geist-Stiftung ist die älteste Stiftung in Uelzen, sie wurde bereits im Jahre 1321 gegründet. Ursprünglich gab es den „Großen“ und den „Kleinen" Heiligen Geist. Um beide Stiftungen am Leben zu erhalten, wurden sie anlässlich der Währungsreform 1948 zu einer Stiftung zusammengelegt. 2021 feiert die Heiligen-Geist-Stiftung ihr 700 jähriges Jubiläum.


Übersetzung der Pergamenturkunde des Stadtarchiv Uelzen von 1322

ANNO DOMINI 1322

Der Bischof von Verden bestätigt die Stiftung der Kapelle des Heiligen Geist in Uelzen und die Einsetzung eines Kirchherren, Rector genannt, in der Kapelle durch den Archidiaconus und die Ratsherren der Stadt Uelzen.




Diese Übersetzung hängt im Heiligen-Geist-Stift in der Waldstraße

Im Namen des Herren, Amen.

Nicolaus, von Gottes Gnaden Bischof der Kirche zu Verden wünscht allen Christgläubigern, die dieses Schreiben lesen, die reine Liebe im Herrn. Alles, was zum Wachstum der Kirche, die wir aus Gottes Urheberschaft besitzen, und was zu Erhöhung des Gotteslobes zusammen mit der Ausbreitung der Gottesverehrung geschieht, das verlangt, durch den Schutz unserer Vollmacht gefestigt zu werden, damit sie nicht die falsche Anklage einer Weigerung und Böstat einer Behinderung erleben müsse. Nun, da in der Kapelle des Heiligen Geistes in Uelzen durch die Anordnung des Herrn Archidiakon und Pfarrers Raven sowie kluger Ratsherren daselbst ein ständiger Rector eingesetzt worden ist, der die Pflicht des Gotteslobes und der Messopfer immerwährend ausüben wird, bestätigen und ernennen wir ihn, einen so frommen und so vernünftigen Sohn von Herzen liebend, hierzu und versichern ihm alle Einkünfte, die im Rectorat schon zuerkannt worden sind und inskünftig noch zuerkannt werden sollen Kraft des Amtes, was wir ausüben.

Indem wir beschließen, dass das Recht, den Rector in der oben angeführten Kapelle einzusetzen, beim Pfarrer der obengenannten Kirche zu Uelzen liegt, wie es auch zwischen dem Herrn Raven und den vorgenannten Ratsherren am Anfang der Einsetzungsverordnung vereinbart ist,
wird das Amt immerfort bestehen, von welchem Pfarrer auch derselben Rector seine Weisungen erhalten wird und dem er handlichen
Gehorsam schuldet. Zum Beweis dieser Bestätigung, Ernennung und Bekräftigung, sowie zur volleren Glaubwürdigkeit, und damit alles
die Wirkung immerwährend der Festigkeit erhält, ließen wir dieses Schreiben mit unserem Siegel versichern. Gegeben A.D. MCCCXXIJ am 5ten April.

Erich Wochlkens schrieb dies im Jahre 1968

Übersetzung einer lateinischen Pergamenturkunde im Stadtarchiv Uelzen



Die Heiligen-Geist-Kapelle ab dem Jahr 1321

Die erstmals 1321 erwähnte Heiligen-Geist-Kapelle war ursprünglich das Herzstück eines Hospitals mit Pilgerrasthaus, das sich direkt an der Südseite der Kapelle befand. Ihre Funktion als Hospital-Kapelle übernahm sie vermutlich etwas später, denn erst 1325 wird nachweislich eine Getreideernte aus Westerweyhe den Ratsherren und Prokuratoren zum Nutzen des Hospitals und des Rektors verkauft.

Dem Betrachter des einschiffigen Backsteinbaus fällt sogleich der große, zur Lüneburger Straße zeigende Giebel ins Auge, der als Blendarchitektur vor das Gebäude gesetzt ist und deutlich über die Dachlinie hinausragt. Das eindrucksvolle Eingangsportal ist durch Formziegel eingefasst und wirkt, neben zwei gotischen Fenstern sowie Putzelementen, als Blickfang in der zur Straße gerichteten Fassade. 1476 wurde bei einer Erneuerung neben der Blendarchitektur auch ein fünfseitiger Chor angefügt, in dessen Fenstern heute die Glasmalereien aus der St.-Viti-Kapelle zu bewundern sind. Der nachträglich angesetzte, vergrößerte Chor auf der Ostseite lässt sich leicht an dem unterschiedlich hohen Dachansatz ausmachen.

Vermutlich diente das Heiligen-Geist-Hospital nicht nur der Unterbringung Kranker, sondern auch alter und gebrechlicher Menschen.
Ob dabei im Laufe der Zeit die Krankenversorgung immer mehr zugunsten der Altenversorgung in den Hintergrund rückte, kann mangels historischer Belege nur vermutet werden. Neben der Kapelle und dem Hospital stand in unmittelbarer Nähe ein sogenanntes Achterhaus,
in dem wohl die Hospitalschwestern lebten. Nur wenige Jahre vor der Reformation wurde das Heiligen-Geist-Hospital im Auftrag von Herzog Heinrich dem Mittleren in ein Tertiarinnenkloster des Franziskanerordens umgewandelt, womit Uelzen erstmals eine klösterliche Ordensgemeinschaft beherbergte. Den Dienst im Hospital übten nur Ordensschwestern aus, die auch als Beginen bezeichnet wurden, da es sich um einen sogenannten Dritten Orden handelte, der sich zwar an der Spiritualität und den Regeln der Franziskaner ausrichtete, jedoch aus Laien bestand. Mit der Einführung der Reformation im Fürstentum Lüneburg (1527) war das Ende des Uelzer Klosters besiegelt. Der erste evangelische Gottesdienst Uelzens soll in der Heiligen-Geist-Kapelle gefeiert worden sein.

Das alte Hospital und seine Nebengebäude wurden zwischen 1876 und 1878 abgerissen.

Besondere Sehenswürdigkeiten der Kapelle sind, neben den Chorfenstern, die Renaissance-Kanzel und der alte Flügelaltar aus dem
16. Jahrhundert, der vermutlich aus einer Lübecker Werkstatt stammt.

Die äußeren Malereien des doppelten Wandelaltars sind verloren. Den Schrein füllen die Figuren einer Mondsichelmadonna sowie
Johannes Ev. Und hl. Nikolaus. In den Flügeln paarweise bzw. zu dritt übereinander je 4 bzw. 5 Heilige und Apostel.


Quellenangabe: Herr Thomas Vogtherr